Im Keller der Metaphysik Broadcast #1 – Decolonize philosophy! – (Katja Diefenbach) by Benjamin Sprick published on 2025-06-04T22:06:21Z Angesichts der leidenschaftlichen Systematizität, mit der kapitalistische Ausbeutungs- und rassistische Entrechtungsmechanismen im Zuge des autoritären Umbaus unserer Gesellschaft vorangetrieben werden, stellt sich die alte Frage nach der Illiberalität des Liberalismus in neuer Schärfe. Um sie zu beantworten, unternehmen wir eine philosophiegeschichtliche und zugleich globalhistorische Zeitreise in das 17. Jahrhundert, als Vertragstheoretiker wie Thomas Hobbes und John Locke ein neues Modell politischer Verpflichtung erfanden, in der das individuelle Können und Wollen als naturrechtliche Quelle von staatlicher Souveränität und ökonomischer Akkumulation galt, sei es in negativer Hinsicht wie bei Hobbes oder aber in positiver Hinsicht wie bei Locke. Wer aber wurde aus ihren besitzindividualistischen Modellen ausgeschlossen, die sie zu einem Zeitpunkt entwarfen, als Holland und England auf der Basis von agrarischem Kapitalismus, Plantagenökonomien, Atlantik- und Südostasienhandel erstmals Weltsysteme etablierten? Wem sprachen sie Staatsbildungsfähigkeit oder agrarindustriellen Fleiß zu, wem ab? Welche Ideen “billiger Natur”, “leeren” oder “brachen” Raums, verfügbarer Körper und verwertbarer Arbeit, totschlagbarer “Bestien“ und “schädlicher Kreaturen” stifteten sie? Wie schrieben sie Landnahme, Deportation, Strafe und Versklavung in ihre Revolutionierung des Naturrechts ein? Und was wird die Zukunft ihrer so radikal verschiedenen Besitzindividualismen gewesen sein? Sind sie immer noch die unseren? Sind wir ihre letzten Zeuginnen? Wie können Critical Philosophies of Race und dekoloniale Theorien, die von der Neuen Rechten so lustvoll verachtet werden, uns helfen, diese Fragen zu beantworten? Mit Katja Diefenbach, Daniel Hoevels, Rami Olsen, Juri Kellner, Martin Györffy, Benjamin Sprick und dem Technik-Team des MalerSaals Genre Ästhetiken und Politiken