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Für Widerstand Sorgen
Die Aktionskonferenz will Raum für eine breite politische Auseinandersetzung mit der Care-Krise schaffen. In Workshops, Vorträgen und offenen Austausch-Runden sollen widerständige Perspektiven und solidarische Alternativen zur herrschenden Realität entwickelt werden. Wir wollen uns gegenseitig inspirieren, uns vernetzen und gemeinsam für Widerstand Sorgen.
Dass unsere Gesellschaft ohne Sorge-Arbeit nicht funktioniert, ist spätestens seit der Pandemie kein Geheimnis mehr. Noch deutlicher als sonst hat sich gezeigt, wie wichtig die Sorge, Pflege und Betreuung von und für Menschen in einer Gemeinschaft ist. Dass diese Arbeit sowohl innerhalb von Familien als auch im globalen Wirtschaftssystem extrem ungleich verteilt ist, wird jedoch weiterhin verschwiegen oder verharmlost. Ob eine Person viel oder wenig Care-Arbeit leistet, entscheidet sich klar entlang klassenspezifischer, rassistischer und sexistischer Unterdrückungsachsen. Konkret heisst das, dass Schwarze und Indigene Personen und People of Colour (BiPoc) und Frauen, Lesben, inter und non-binäre, trans, agender und queere Personen (FLINTAQ+) als Arbeiter*innen den markanten Grossteil der gesellschaftlich notwendigen Care-Arbeit erledigen.
Wie die von Rassismus und Sexismus betroffenen Personen selbst, wird auch die von ihnen verrichtete Care-Arbeit in unserer Gesellschaft systematisch abgewertet: Care-Arbeit kriegt wenig Anerkennung und wird schlecht oder gar nicht bezahlt. Tiefe Löhne, harte Arbeitsbedingungen und höchst unsichere Anstellungsverhältnisse sind in vielen Care-Berufen die Norm. Der enormen psychischen und körperlichen Belastung wird kaum Rechnung getragen und auch im privaten Bereich wird sorgenden Angehörigen oder Freund*innen kaum der Respekt entgegengebracht, den sie verdienen
In den letzten Jahrzehnten verschärfte sich die Lage im Zuge einer neoliberalen Wirtschaftspolitik weiter: Vormals öffentliche Angebote wurden privatisiert und so der Marktlogik unterworfen. Auf allen Care-Bereichen wurde und wird gespart und gleichzeitig die Arbeitslast erhöht. In Spitälern, KiTas, Pflegeheimen, Schulen – überall brennen Arbeiter*innen aus und verlassen, wenn möglich, den Beruf. Die Care-Arbeit, die aus dem öffentlichen Dienst weggespart wird, verschiebt sich ins Private und muss hier von FLINTAQ+ Personen gratis kompensiert werden. Dass dieses System nicht nur die Care-Leistenden in Mitleidenschaft zieht, wissen vor allem jene Menschen, die akut abhängig von eben dieser Arbeit sind: Chronisch kranke, be_hinderte oder alte Menschen, sowie Kinder und Jugendliche kriegen es direkt zu spüren, wenn Pflegefachkräfte, Lehrer*innen, Betreuer*innen oder Eltern immer weniger Zeit oder Energie haben, um sich um sie zu kümmern. Der Kapitalismus drängt dazu, Care-Arbeit immer effizienter und billiger zu machen – auch wenn dabei die Qualität der Sorge abnimmt und die Belastung der Sorge-Gebenden bis ins unermessliche zunimmt. Feministische Aktivist*innen und Theoretiker*innen kritisierten diese gewaltvolle Zuspitzung – schon vor der Pandemie – als Care-Krise.
Doch diese systematische Vernachlässigung menschlicher Bedürfnisse wird nicht einfach erduldet – vielerorts regt sich Widerstand. Personen, die Care-Arbeit leisten oder empfangen kämpfen in unterschiedlichster Weise gegen die entmenschlichende Sparpolitik und für eine alternative Gesellschaft, welche die Bedürfnisse von Menschen ins Zentrum stellt. Für Widerstand Sorgen hat zum Ziel, die unterschiedlichsten Formen dieses Widerstands zusammenzubringen, uns aufeinander beziehen zu lernen und so Bündnisse zu ermöglichen. Uns alle eint die Kritik an den bestehenden Verhältnissen und der Wunsch nach einer schöneren Zukunft.
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