Julie Hawelka Julie Hawelka Berlin Ich wuchs auf mit Platten von George Gershwin, Hildegard Knef & Antonin Dvorak... Mein Vater war Psychiater und spielte Klavier. Durch die Familie waberten Andeutungen und Gerüchte über zwei Grosstanten, die mit Klavierunterricht ihr Dasein fristeten und als "Blaustrümpfe“ bezeichnet wurden, da sie nie heiraten wollten, was zur damaligen Zeit mit Missbilligung betrachtet wurde... Nach dem Tod meines Vaters verkaufte meine Mutter das Klavier. Ich erinnere mich, dass ich als Kind im Auto meiner Mutter saß und mir die Zeit damit vertrieb, kleine Gedichte zu schreiben. Worte kamen mir in den Sinn, Stimmungen, während Häuser und Landschaften vorbeiflogen auf der Fahrt über´s Land zu meiner Großmutter. Mir war nicht bewusst, dass diese Gedichte mit einer Melodie verbunden waren. Wir tranken oft Tee beim Nachbarn meiner Großmutter, der ein Klavier hatte. Wie magisch zogen mich diese weissen und schwarzen Tasten an, und ich drückte einzelne Tasten wie Knöpfe, deren Zusammenhänge mir völlig rätselhaft schienen... Eines Tages hatte meine Mutter die Idee, ich könnte doch Akkordeon lernen. Das gefiel mir nicht. Es war groß und schwer und machte komische Geräusche. Der Lehrer hatte mir ein Heft mit Noten mitgegeben. Ich starrte auf die schwarzen Punkte, die ich nicht verstand und maulte: „Das ist blöd!“ „Wir schauen uns mal den Gitarrenunterricht an“, sagte meine Mutter. Der Lehrer steht mit fahrigen Bewegungen in einem düsteren Zimmer und ein abgestandener Geruch hängt in der Luft. Er blafft eine Schülerin an, die noch bei ihm ist und fuchtelt mit einer Klarinette in der Hand. „Sie müssten noch eine Gitarre kaufen...“ ruft er uns nach. „Der is blöd,“ murre ich. „Hm...“ seufzt meine Mutter. Einige Zeit später: „Du könntest doch Geige lernen,“ schlägt meine Mutter vor. „Das ist doch ein nettes kleines Instrument für ein Mädchen...“ „Nein!! Geige mag ich nicht“, sage ich bockig. „Das Kind hat seinen Willen...“ meine Mutter schüttelt resigniert den Kopf. „Egal, was ich dir sage, du machst sowieso was du willst...“ Etwas Zeit verstreicht. „Ich habe dich beim Klavierunterricht angemeldet“, verkündet meine Mutter. „Bei Schwester Leokadia“. Schwester Leokadia schien mir würdevoll und freundlich und war Kirchenmmusikerin. „Ja“, sage ich widerstandslos... Julie Hawelka’s tracks Summertime (Mix & drums Joy Bausch) by Julie Hawelka published on 2017/07/13 15:59:07 +0000 My Darkest Night (Photo by Adam Goldberg) by Julie Hawelka published on 2016/04/11 08:38:14 +0000 Geheimnisse (Painting by Gustav Klimt) by Julie Hawelka published on 2015/11/15 16:15:13 +0000 Playing Piano On A Rainy Sunday Afternoon by Julie Hawelka published on 2015/10/23 07:19:24 +0000 Helpless (Photo by Adam Goldberg) by Julie Hawelka published on 2015/07/08 08:00:57 +0000