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dt. Übersetzung: Die Abschaffung der Repression
Wie geht's, friends, comrades brothers and sisters? Greetings.
Das Thema Abschaffung der Gefängnisse in Amerika ist nicht denkbar ohne die Arbeit der schwarzen Feministin, Dozentin, Aktivistin Dr. Angela Y. Davis, die 2003 bei Seven Stories und Open Media Press ihr Buch veröffentlichte „Sind Gefängnisse überflüssig?“ Ihre Arbeit ist der ‚Obertext’, der Wegbereiter, das Pionierwerk aller Arbeiten über die Abschaffung des unterdrückerischen Gefängnisspektakels, vor allem im Zeitalter der Masseninhaftierung.
Ganz am Anfang ihres Textes erinnert Professor Davis an die Periode der frühen Sechziger-Jahre der US-amerikanischen Geschichte, als schwarze Radikale für ihre Arbeit in der schwarzen Befreiungsbewegung eingesperrt wurden, unter ihnen Angela Davis selbst. Sie schreibt: ‚Als ich während der späten 60er Jahre in der Anti-Gefängnis-Bewegung aktiv wurde war ich sehr erstaunt darüber, dass fast 200.000 Menschen im Gefängnis waren. Hätte irgendwer mir damals erzählt, dass in drei Jahrzehnten zehn mal so viele Menschen in Käfigen weggesperrt sein würden, hätte ich das als völlig unglaubwürdig zurückgewiesen. Ich denke, ich hätte so was in der Art geantwortet wie: Egal wie rassistisch und undemokratisch dieses Land auch sein mag - wir erinnern uns, zu jener Zeit waren die Forderungen der Bürgerrechtsbewegung noch nicht erfüllt - glaube ich nicht dass die US-Regierung in der Lage sein wird, so viele Menschen einzusperren ohne dass es gewaltigen öffentlichen Widerstand gibt. Nein, das wird nie geschehen. Es sei denn, dieses Land versinkt im Faschismus.‘ So viel zur Überzeugung und Vision von Dr. Angela Y. Davis.
Ich sehe das genau wie sie, denn für jemanden mit einer bewussten Politisierung während der 60er Jahre war die Explosion der Gefängnispopulation völlig unvorstellbar. Aber die Geschichte nimmt manchmal unvorhersehbare Wendungen und führt uns zu nie gesehenen Orten. Der berüchtigte Drogenkrieg, den der verstorbene Präsident Richard Nixon ausrief, war der Auftakt und Türöffner zur bis dahin unbekannten Straße ins Verderben der Masseninhaftierung. Dieser Aufruf zum Drogenkrieg hatte einen ungeheuren Einfluss auf Millionen von Leben und vor allem auf die ‚schwarzen‘ und ‚braunen‘ Communities. Es ist eine absolute Ironie, dass die USA jetzt eine andere nie dagewesene Drogenkrise haben. Diesmal geht es um eine Explosion von Opioiden wie Osycodone und Phentanyl, Drogen, die stärker sind als Heroin.
Aber die Süchtigen sind vor allem weiß und aus dem ländlichen Raum, und ihre Drogen sind tödlich. Vor kurzem veröffentlichte Berichte zeigen, dass in jedem Jahr in den USA ca. 70.000 Menschen von diesen Drogen abhängige Menschen sterben. Diese Drogennutzer werden, anders als die in Amerikas Ghettos, nicht mit Hohn oder Verachtung behandelt, sondern mit liebevollem Mitgefühl. Und wenn sie überleben, schickt man sie nicht ins Gefängnis, sondern stattdessen in Reha-Kliniken.
Die Bewegungen, die aus den Rebellionen von Ferguson, Missouri entstanden sind, tauchen nun wieder auf in der Black Lives Matter Bewegung, und viele Verbündete der BLM haben sich beim Thema Masseninhaftierung die Forderung nach Abschaffung der Gefängnisse zu eigen gemacht. In Pennsylvania haben wir die Entstehung einer landesweiten Bewegung verfolgen können, die sich de-carcerate nennt - eine Sprachschöpfung, die man ungefähr mit ent-sperren übersetzen könnte - die heute für die Freilassung von Tausenden von Lebenslänglichen in den Gefängnissen kämpft. Diese AktivistInnen - viele von ihnen jung genug um die Enkel der 60er-Generation zu sein - führen mit der Entlarvung der Krakenarme der Masseninhaftierung den langen Kampf um Freiheit fort.
Und wir sind heute am Anfang dieser Bewegung - nicht an ihrem Ende.
Traurig genug, dass weitere Arbeit notwendig ist.
Auf Wiedersehen. From imprison nation - this is Mumia Abu-Jamal.
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