Die Glocken läuten aus (Die Glocken von Mutzschen) by Anna Schimkat published on 2020-04-09T21:50:46Z Kirchenglocken strukturieren das Leben in christlichen Gebieten seit Jahrhunderten akustisch. Ob sie zum Gebet rufen, als Sturmwarnung, Zeitmesser oder Friedensglocke läuten, sie sind Teil der Kultur- und Kommunikationsgeschichte. In Sachsen wurden im ersten und zweiten Weltkrieg mehr als 3.000 Bronzeglocken eingezogen, um daraus Kanonenrohre und Munitionsteile zu gießen. So weit wie möglich erstanden die Gemeinden in den Nachkriegsjahren neue Glocken, die jedoch des Geld- und Materialmangels wegen aus minderwertigem Stahl hergestellt wurden. Damit geht ein Klangunterschied einher. Sie sind dicker und kleiner als Bronzeglocken und deshalb heller und blecherner im Ton. So änderte sich der Klang der Glocken von Mutzschen von es-g-b (Es-Dur) zu fis-ais-cis (Fis-Dur). Diese Veränderung erfährt in der Performance eine Würdigung. Die Komposition fragt nach der Wirkung, die die Verschiebung der Klangsituation mit sich bringt. In der ersten Version der Komposition konnte Anna Schimkat gemeinsam mit der Jungen Gemeinde, Bürger*innen von Mutzschen und dem Kirchenchor die Variationen über es-g-b und fis-ais-cis in einer Raumkomposition in der Stadtkirche von Mutzschen zur Aufführung. In der Version, werden die partizipativ entwickelten Elemente konzertant. Die Textcollage besteht aus originalhistorischen Quellen, zugänglich gemacht durch den Heimatverein Mutzschen, collagiert von Schimkat. Die hier vorliegende Stereoversion ist ein Mittschnitt eines 4-Kanal-Konzertes im Rahmen von "Import/Export" im Januar 2020 im Connes Island, Leipzig Genre experimentell