Mannheim
Es soll Künstler geben, die man sofort in eine Ecke stellen, in eine Schublade stecken
oder mit einem Stempel versehen kann. Auf den Punkt gegart, hübsch angerichtet und abgelichtet und ab geht’s in den Pop Olymp.
Kann man machen, muss man wollen.
Alex Mayr will es auf ihre Art. Und sie will es wissen.
Durch den Fleischwolf der Meinungen und Lehren gedreht bleibt die Erkenntnis, sich den Weg nach eigenen Vorstellungen zu bahnen. Dieser führt durch die markierten Reviere der rappenden Gewerke, durch die Dunstkreise der Indiebands, der Beatschrauber, Songwriter und Weltmusiker. Was gefällt setzt sich durch und wandert in den Äther der Inspiration und der eigenen Sprache. Organisch, ohne Pomp und Gloria, dafür ehrlich und sexy.
Alex Mayr ist einer musikwütigen Familie entsprungen und im flachsten Teil Niedersachsens, in Spuckweite zu Bremen aufgewachsen. Das wunderbar landpommeranzige Leben wird nur durch ständige Musical- und Theatertourneen zerwirbelt, die sie in die Wüsten Nordafrikas, die Türkei oder nach Ungarn treiben. Bis heute prägende Erfahrungen, die neben den schönen und schaurigen Seiten und den Eigenarten eines Endwanzigerlebens ihren Abdruck in der Musik hinterlassen. Das Vorhaben in der Musical/Theaterwelt Fuß zu fassen wird verworfen, die Vorgaben sind zum Ersticken eng, der eigene Kopf wird zu stark und verschafft sich Platz in selbstgeschriebenen Songs. Hamburg und schließlich Mannheim machen das Rennen. Beim Musikstudium wird die schäbige Stadt am Rhein erst eine Bleibe, dann liebgewonnenes Zuhause. Das Pauken im Pop Moloch zahlt sich aus, denn nach dem Ende der schön schrottigen Studentenbands bleibt der Weggefährte, Trommler, Texter und mit- Songschreiber Konrad Henkelüdeke.
Die Grundlage steht.
Auf dem Weg zur eigenen Sonne wird zusammengebaut was nicht zusammen gehört. Texte, Arrangements und Melodien werden solange beackert bis sich ein homogener Klang ergibt und nicht zuletzt eine treue Unterstützerschar aufgebaut, ohne die ein vorankommen nicht möglich gewesen wäre. So landen die Beiden auch auf Alben von Casper, Dagobert, Irie Révoltés und Get Well Soon, bis im November 2015 die erste eigene EP GUT GEGEN BÖSE erscheint. Detaillierte, minimalistische Arrangements und dunkle Songs treffen auf fette Beats und trashige Sounds. Aber immer stehen die deutschen Texte im Vordergrund, die bildhaft und direkt daherkommen, oft mit einer guten Portion Melancholie.
Die anschließende Deutschlandtour, bei der Alex Mayr im Duo mit Synthies, Keys, Gitarre Gesang, Drums, Percussion und Elektronik quasi wie eine volle Band auftritt setzt den Grundstein für 2016: Alex Mayr live auf den Bühnen der Republik.
“Wir stehen still obwohl wir weiter wollen, wollen frei sein und leben von Kontrollen. Wir können nicht aus unsrer Haut. Wolln uns häuten doch wir sträuben uns, wollen neu sein und hängen uns an Vernunft. Wir kommen nicht aus unsrer Haut.”